Jorginho übernimmt EC Bahia: Ex-Bayern-Star wird Trainer in Brasiliens Serie A
Von Maximilian Grünberg Sep 11, 2025 0 Kommentare

Neuer Chef an der Seitenlinie: Jorginho führt EC Bahia in die Serie A

Trainerwechsel mit Signalwirkung: Jorginho, 52, ehemaliger Profi des FC Bayern München, übernimmt EC Bahia. Der Klub aus Salvador ist kürzlich in die brasilianische Serie A zurückgekehrt und setzt auf einen Coach mit internationaler Prägung. Der Vertrag ist unterschrieben, das Ziel klar: Stabil bleiben, an Tempo zulegen, die Klasse sichern.

Der Schritt passt zur Ambition des Traditionsvereins. Bahia bringt Woche für Woche Zehntausende in die Arena Fonte Nova (rund 48.000 Plätze) und will mehr als nur um Platz 16 kämpfen. Ein Trainer mit Europa-Erfahrung soll Disziplin, Struktur und Anpassungstempo liefern – Eigenschaften, die im ersten Jahr nach dem Aufstieg oft den Unterschied ausmachen.

Jorginho kennt das Geschäft aus mehreren Perspektiven: als Spieler in Deutschland, als Trainer in verschiedenen Stationen in Brasilien. Er steht für klare Abläufe, kompaktes Verteidigen und schnelle Umschaltmomente – ein Ansatz, der Aufsteiger in einer 38-Spiele-Liga trägt, wenn der Kader in der Breite noch nicht mit den Schwergewichten mithalten kann.

Was das Umfeld angeht, bringt Bahia gute Voraussetzungen mit. Salvador ist ein heißes, feuchtes Pflaster – Heimspiele hier verlangen Gegnern physisch alles ab. Wer clever rotiert, Trainingsbelastung steuert und späte Spielphasen kontrolliert, holt genau die Punkte, die am Ende die Abstiegszone auf Distanz halten.

Woran wird Jorginho zuerst arbeiten? An der Basis. Aufsteiger kassieren oft zu einfache Gegentore. Standards verteidigen, die letzte Linie sortieren, Abstände zwischen Mittelfeld und Abwehr schließen – das sind die ersten Schrauben. Parallel braucht es Tempo über die Flügel und saubere erste Pässe nach Ballgewinn, damit Konter nicht im Mittelfeld verpuffen.

Die Erfahrung zeigt: Wer in Brasilien die 45-Punkte-Marke anpeilt, hat für gewöhnlich Ruhe. Punkteschnitte von 1,2 bis 1,3 pro Partie geben Luft, um Formdellen abzufedern. Genau darauf wird der Plan ausgerichtet sein – mit klaren Zwischenzielen, etwa zehn Zähler aus den ersten acht Spielen, stabile Heimquote, keine Serie von drei Niederlagen am Stück.

  • Defensiv: Viererkette kompakt halten, Halbräume schließen, zweite Bälle sichern.
  • Umschaltspiel: Ballgewinne in 3–4 Pässen zur Chance formen, nicht zu lange tragen.
  • Standards: Varianten bei Ecken und Freistößen – günstige Tore sind die Währung eines Aufsteigers.
  • Rotation: Klima und Reisen einkalkulieren, Intensität in englischen Wochen steuern.

Der Kalender ist brutal: Neben 38 Ligaspielen warten der nationale Pokal und die regionalen Wettbewerbe. Reisen von Salvador nach Porto Alegre oder Belém reißen ganze Trainingstage heraus. Wer Belastung managt, bleibt in den Schlussminuten frisch – oft entscheiden genau diese Phasen die Spiele.

Strategisch passt das Timing. Der Kader kann mit gezielten Bausteinen breiter werden: ein erfahrener Innenverteidiger mit Kopfballstärke, ein Sechser mit Reichweite, ein Flügelspieler mit Tempo und Flankenqualität, dazu ein Stürmer, der auch ohne fünf Chancen pro Spiel trifft. Solche Profile werten eine Mannschaft sofort auf – erst recht, wenn Automatismen noch wachsen.

EC Bahia bringt dafür Soft-Skills mit, die man nicht kaufen kann: Lautstarke Heimkulisse, klare Identität, stolz auf die Titelhistorie (u. a. Meisterschaften 1959 und 1988). Das Umfeld ist fordernd, aber unterstützend. Wenn das Team sichtbar arbeitet, verzeiht das Publikum auch mal einen zähen 1:0-Sieg. Genau dieses Umfeld brauchen Trainer, die Ordnung vor Glamour setzen.

Warum Jorginho? Weil er eine europäische Schule mit dem Alltag des brasilianischen Fußballs verbinden kann. Training, Detailtiefe bei der Videoarbeit, klare Rollen – das beschleunigt die Anpassung an das Ligatempo. Gerade gegen die Ballbesitzteams der Spitze geht es um diszipliniertes Verschieben, gegen direkte Konkurrenten um Effizienz und Mut, höher anzulaufen.

Die ersten Wochen geben den Takt vor: Kader-Sichtung, kurze Testphase, klare Hierarchien. Wer Standards tritt, wer die Pressingtriggers setzt, welche Distanzen die Außenverteidiger abdecken – all das muss schnell sitzen. Danach lässt sich die Spielidee schärfen: mal tiefer stehen, mal höher schieben, je nach Gegner und Reisestrapazen.

Sportlich definiert der Klub realistische Etappen: erst ankommen, dann stabilisieren, danach auf Platz 12–10 schielen. Ein ordentlicher Pokallauf hilft zusätzlich, weil er Selbstvertrauen schafft und Transferziele anzieht. Die Messlatte bleibt aber der Ligaverbleib – sicher, früh, ohne Zittern in den letzten Runden.

Kurz gesagt: Bahia holt einen Trainer, der eine klare Linie verspricht. Wenn Kaderbreite, Fitnesssteuerung und Standardqualität zusammenkommen, hat der Aufsteiger eine gute Chance, sich festzubeißen. Und genau dafür ist Jorginho jetzt da: Struktur geben, Punkte sammeln, das Projekt auf die nächste Stufe heben.

Kontext: Klubprofil, Standorteffekte, nächste Schritte

EC Bahia ist einer der großen Namen des Nordostens – mit riesiger Fanbasis, modernem Stadion und wachsender professioneller Struktur. Die Rahmenbedingungen in Salvador sind speziell: hohe Luftfeuchtigkeit, schwierige Auswärtsreisen für Gegner, dazu ein emotionales Publikum. Das kann ein echter Wettbewerbsvorteil sein, wenn die Mannschaft die Intensität über 90 Minuten hält.

Pragmatisch wird der Start aussehen: defensiv sauber, Umschaltmomente nutzen, Standards veredeln. Im Lauf der Saison kann das Team mutiger werden und mehr Ballbesitzphasen einbauen. Am Ende trägt Konstanz: wenig Ausrutscher, viele knappe Siege, ein klares Muster für die Crunch-Time. Für einen Aufsteiger ist das oft der kürzeste Weg, um in Brasiliens Elite anzukommen – und dort zu bleiben.

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