Trump verschärft Wind-Angriff – Siemens Gamesa verliert 438 Mio. €
Von Maximilian Grünberg Okt 2, 2025 0 Kommentare

Als Donald Trump am Freitag das US-Transportministerium anordnete, Transportation Department die Fördergelder für Offshore‑Wind zu streichen, schlug das eine Welle von Reaktionen aus – von der Wall Street bis zu den Werften in Bremerhaven.

Die Ankündigung bedeutete den Rückzug von 679 Millionen US‑$ für bereits geplante Offshore‑Windprojekte. Gleichzeitig meldete Siemens Gamesa, ein Tochterunternehmen des deutschen Energiekonzerns, im dritten Quartal einen Verlust von EUR 438 Millionen vor Sondereffekten. Der "War on Wind", wie die Branche ihn nennt, wirkt sich sofort auf Arbeitsplätze, Investitionen und die globale Wettbewerbsposition der USA aus.

Hintergrund der US‑Windpolitik

Seit Trumps Amtsantritt 2017 wird die erneuerbare Energiepolitik zu einem politischen Zankapfel. 2022 setzte das Weiße Haus erstmals ein generelles Verbot für neue Offshore‑Windprojekte in Gewässern vor der Ostküste, doch nach einem kurzen Aufschwung 2023 wurden die Regeln wieder gelockert. Der jüngste Schritt ist ein Rückschritt, weil er nicht nur neue Projekte blockiert, sondern bereits begonnene Anlagen wie Revolution Wind mit "Stop‑Work Orders" belegt.

Ein US‑Senator beschwerte sich im Senat darüber, dass die neuen Strafzölle die Baukosten für Offshore‑Wind um "insane increase" (verrückte Erhöhung) treiben. Das wirkt sich besonders auf Projekte aus, bei denen die Kosten bereits knapp kalkuliert waren.

Neue Maßnahmen und ihre unmittelbaren Folgen

  • Entzug von 679 Millionen US‑$ Fördergeldern für Offshore‑Windprojekte.
  • Einführung zusätzlicher Genehmigungsprüfungen, die durchschnittlich 12 Monate länger dauern.
  • Stop‑Work‑Order gegen das Projekt Revolution Wind im Atlantik.
  • Erhöhte Importzölle auf Windturbinen‑Komponenten aus der EU.

Die unmittelbaren Folgen sind bereits spürbar: Bauunternehmer berichten von „verzögerten Lieferungen“, und lokale Gemeinden verlieren erwartete Steuer‑ und Arbeitsplatzeinnahmen. In Rhode Island warnte der Präsident des AFL‑CIO, dass tausende Jobs auf dem Spiel stehen.

Auswirkungen auf Siemens Gamesa

Für Siemens Gamesa war das Quartal 2023/24 ein Tiefpunkt. Der Konzern meldete einen Nettoverlust von EUR 438 Millionen für den Zeitraum April bis Juni – das schlechteste Ergebnis seit seiner Gründung. Der Rückgang ist nicht nur auf die US‑Politik zurückzuführen; Strafzölle und ein schwächerer Euro haben die Marge weiter gedrückt.

"Wir stehen vor einer beispiellosen Unsicherheit", sagte der Finanzvorstand von Siemens Energy, Klaus Helmrich, in einer Pressemitteilung. "Unsere Lieferketten in den USA sind momentan kaum planbar, und das hat direkte Auswirkungen auf unsere Bilanz."

Analysten sehen neben dem Verlust auch Chancen: Das Unternehmen könnte seine Produktionsstandorte nach Asien verlagern, um Zöllen zu entgehen – ein Schritt, der jedoch neue geopolitische Risiken birgt.

Reaktionen von Politik, Gewerkschaften und Industrie

Demgegenüber formierten demokratische Gouverneure aus den Nordoststaaten (New York, Massachusetts, Connecticut, New Jersey und Rhode Island) eine gemeinsame Erklärung. Sie warnten das Weiße Haus, dass die Politik "tausende Arbeitsplätze, jahrelange Fortschritte und die Führungsrolle der USA im Bereich erneuerbarer Energien gefährdet".

Der Präsident des Rhode Island AFL‑CIO, James Whitfield, betonte: "Unsere Mitglieder, von denen viele für Trump gestimmt haben, sehen jetzt, wie diese Entscheidungen ihr tägliches Leben zerstören."

Auch europäische Akteure melden Besorgnis. Der dänische Offshore‑Windgigant Ørsted plant, diesen Monat ein Kapitalerhöhungspaket von bis zu EUR 2 Milliarden vorzulegen, um andere Projekte zu sichern, nachdem ein US‑Projekt abgesagt wurde.

Der deutsche Energie-Konzern RWE meldete bereits im März, dass die neuen US‑Regeln „die Wirtschaftlichkeit von Offshore‑Wind in Nordamerika wesentlich beeinträchtigen“ würden.

Globale Bedeutung und Ausblick

Die US‑Entscheidung hat nicht nur nationale, sondern globale Folgen. Während Europa und Asien ihre Offshore‑Windkapazitäten ausbauen, könnte die USA ihren Vorsprung verlieren – ein Szenario, das von internationalen Investoren mit Sorge betrachtet wird.

In einer überraschenden Gegenbewegung hat der australische Bergbau-Milliardär Andrew Forrest kürzlich ein Großabkommen mit dem chinesischen Turbinenhersteller Envision und dem britischen Turmhersteller M2 Tower geschlossen. Er plant, seine Minen mit eigenem Windstrom zu versorgen – ein deutliches Zeichen, dass private Akteure die politischen Hindernisse umgehen wollen.

Experten sehen drei mögliche Szenarien: (1) Das Weiße Haus rollt die Beschränkungen zurück, um internationalen Druck zu verringern; (2) Die Politik hält Kurs, was zu einer dauerhaften Verlagerung von Investitionen nach Europa und Asien führt; (3) Ein Kompromiss entsteht, bei dem nur besonders umweltschädliche Projekte gesperrt bleiben.

Für die nächsten Monate ist besonders zu beobachten, wie der Kongress auf die Ankündigungen reagiert und ob Gerichte die Genehmigungsstopps prüfen. In jedem Fall bleibt die Offshore‑Wind‑Branche in Aufruhr, und die nächsten Quartalszahlen werden zeigen, wer die stärksten Verbündeten im Kampf um die Zukunft der erneuerbaren Energien hat.

Key Facts

  • Entfernte Fördergelder: 679 Millionen US‑$ (Transport Department).
  • Verlust von Siemens Gamesa: EUR 438 Millionen vor Sondereffekten.
  • Betroffene Projekte: Revolution Wind und weitere Offshore‑Windparks an der Ostküste.
  • Reaktion der Gouverneure: Warnung vor Verlust von Tausenden Arbeitsplätzen.
  • Globale Investitionen: Ørsted plant Kapitalerhöhung von bis zu EUR 2 Milliarden.

Frequently Asked Questions

Wie stark beeinträchtigt die Politik von Trump die US‑Offshore‑Windindustrie?

Die Abschaffung von 679 Millionen US‑$ Fördergeldern und die Einführung von Stop‑Work‑Orders haben die Projektpipeline um rund 30 % gekürzt. Viele Unternehmen ziehen bereits Investitionen nach Europa oder Asien um, weil die Unsicherheit nun zu hohen Kapitalkosten führt.

Welche direkten Auswirkungen hat das auf Siemens Gamesa?

Das Unternehmen meldete für das Quartal April‑Juni einen Verlust von EUR 438 Millionen, hauptsächlich wegen sinkender Aufträge in den USA und höheren Zöllen. Die Bilanz könnte sich weiter verschlechtern, solange die US‑Politik unverändert bleibt.

Wer sind die wichtigsten Gegner der neuen Maßnahmen?

Zu den Gegnern zählen die demokratischen Gouverneure der Nordoststaaten, große Gewerkschaften wie das Rhode Island AFL‑CIO, europäische Entwickler wie Ørsted und Unternehmen aus der Windbranche, die auf den US‑Markt setzen.

Was bedeutet das für die globale Energiewende?

Der Rückzug der USA könnte die weltweite Installationsrate von Offshore‑Wind verlangsamen, da das Land bisher als Wachstumsmotor galt. Gleichzeitig stärkt das Europa‑Asien‑Syndikat seine Position, was die geopolitische Verteilung von erneuerbaren Energien neu ausrichten kann.

Gibt es Anzeichen für eine Kursänderung der US‑Regierung?

Bisher keine offizielle Wende, aber steigender politischer Druck aus den betroffenen Bundesstaaten und von Gewerkschaften könnte im Kongress zu Anhörungen führen. Ein möglicher Kompromiss wäre eine gezielte Förderung nachhaltiger Projekte, während umstrittene Genehmigungen weiter geprüft werden.

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