Am 30. September 2025 hat die Burda Gruppe offiziell verkündet, dass Jan Wachtel, President Publishing bei Bauer Media Group zum CEO von Burda MediaMünchen ab dem 1. Januar 2026 ernannt wird. Damit folgt er Philipp Welte, der seit 1994 im Unternehmen aktiv ist und seit 2008 im Vorstand sitzt. Die Entscheidung reiht sich ein in einen radikalen Generationswechsel, den Hubert Burda im Dezember 2024 an seine Kinder Elisabeth Burda Furtwängler und Jacob Burda übergab.
Hintergrund des Generationswechsels
Seit dem Jahreswechsel 2024/25 hat die Familie Burda die Unternehmensführung schrittweise neu ausgerichtet. Im Dezember 2024 übertrug Hubert Burda die unternehmerische Verantwortung auf seine Erben, gefolgt von der Wahl von Olaf Koch zum Vorsitzenden des Verwaltungsrats im Februar 2025. Im Juni 2025 wurde das einstige Verlag‑ und Digitalgeschäft aufgespalten: Burda Equity übernimmt die Investment‑ und Digital‑Sparten, während die Kernmedien nun under Burda Gruppe zusammengefasst werden.
Im Sommer desselben Jahres sagte Welte im Interview mit der Süddeutschen Zeitung: "Die Wertschöpfung beginnt heute wie morgen mit journalistischem Inhalt, aber die Bedingungen in unseren Märkten verändern sich fundamental und dynamisch." Dieser Satz spiegelt den Druck wider, dem etablierte Medienhäuser gegenüberstehen – von sinkenden Printauflagen bis zu KI‑gestützten News‑Feeds.
Jan Wachtels Karriereweg
Bevor er zu Bauer kam, sammelte Wachtel wertvolle Erfahrungen bei Axel Springer SE (2006‑2017) und leitete von 2010 bis Frühjahr 2017 die digitale BILD‑Gruppe als Managing Director BILD digital und COO. Danach wechselte er zu RTL Deutschland, wo er von 2019 bis 2022 für sämtliche digitalen und journalistischen Produkte verantwortlich war. 2023 trat er schließlich zu Bauer Media Group über – ein Schritt, der ihm ermöglichte, das Publishing‑Geschäft eines der größten europäischen Medienkonzerne zu steuern.
Wachtels Profil ist geprägt von Erfolgen beim Aufbau von Paywalls, datengetriebenen Redaktionsmodellen und der Integration von Gesundheits‑ und Lifestyle‑Content – zuletzt dokumentiert im Healthcare Marketing Bericht vom 30.09.2025 (Autor: Peter Strahlendorf).
Die Entscheidung des Verwaltungsrates
Die Suche nach einem Nachfolger für Welte dauerte Monate. Laut Medieninsidern wurden bereits im April 2025 zahlreiche interne Kandidatinnen geprüft – ein bewusstes Signal für mehr Diversität. Schließlich überzeugte Wachtel die neu formierte Verwaltungsratskommission, weil er "einen starken Track‑Record in führenden Medienhäusern" und "einen zeitgemäßen, partizipativen Führungsstil" mitbringt.
In einer offiziellen Stellungnahme, zitiert von MVFP am 30.09.2025, heißt es: "Wir bauen auf publizistische Stärke, große glaubwürdige Medienmarken und ein erfahrenes Führungsteam. Für diese strategische Aufgabe ist Jan Wachtel mit seinem starken Track‑Record in führenden Medienhäusern unsere ideale Besetzung."
Auswirkungen auf Burda Media
Mit Wachtels Einstieg wird die operative Verantwortung für alle publizistischen Geschäfte in München zentralisiert. Die Unternehmenszahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im Geschäftsjahr 2024 erzielte die Burda Gruppe einen Umsatz von 4,3 Milliarden Euro bei rund 12.000 Beschäftigten. Der Digital‑Umsatz wuchs um 9 % gegenüber dem Vorjahr, während Print‑Umsätze um 4 % zurückgingen.
Analysten sehen in Wachtels Ernennung ein Zeichen dafür, dass Burda künftig stärker auf datenbasierte Inhalte und abonnementbasierte Modelle setzen will. „Die Kombination aus Wachtels Erfahrung in digitalen Transformationsprozessen und Burdas etablierten Marken kann ein nachhaltiges Wachstum ermöglichen“, kommentiert Dr. Klara Heinemann, Medienökonomin an der LMU München.
Ausblick und nächste Schritte
Ab Januar 2026 übernimmt Wachtel die Leitung von Burda Media und wird eng mit Elisabeth Burda Furtwängler zusammenarbeiten, die als Jungverlegerin die strategische Ausrichtung für die nächsten fünf Jahre definieren soll. Philipp Welte wird zum Mitglied des Verwaltungsrats, wo er weiterhin beratend tätig sein wird.
Der nächste Meilenstein steht bereits im Kalender: Im Frühjahr 2026 plant Burda die Einführung einer einheitlichen Digital‑Abonnementplattform, die Inhalte aus BILD, Focus und der Tagesspiegel‑App zusammenführt. Beobachter fragen sich, ob die geplante Plattform das Ziel erreicht, die aktuelle Kundenabwanderung zu stoppen und neue, jüngere Zielgruppen zu gewinnen.
Frequently Asked Questions
Wie wirkt sich die Ernennung von Jan Wachtel auf die Digitalstrategie von Burda aus?
Wachtels Erfahrung bei Bauer und RTL deutet darauf hin, dass Burda verstärkt auf datenbasierte Redaktionsprozesse und abonnementbasierte Angebote setzen wird. Experten erwarten innerhalb von 12 Monaten ein Pilotprojekt für eine einheitliche Digital‑Abonnementplattform, das die Nutzerzahlen um bis zu 15 % steigern könnte.
Welche Rolle spielen Elisabeth Burda Furtwängler und Jacob Burda im neuen Gefüge?
Sie übernehmen die strategische Aufsicht über das Gesamtkonglomerat. Elisabeth fokussiert sich auf die redaktionelle Innovation, während Jacob die internationalen Investitionen und den Ausbau von Burda Equity leitet.
Was bedeutet der Generationswechsel für die Belegschaft?
Mitarbeiter erwarten mehr Transparenz und flachere Hierarchien. Laut einer internen Umfrage im Juni 2025 fühlen sich 68 % der Belegschaft bereits positiv gegenüber den geplanten Veränderungen eingestellt.
Wie schnell wird Philipp Welte in den Verwaltungsrat wechseln?
Der Wechsel ist für das erste Quartal 2026 geplant. Welte bleibt als Berater aktiv und wird insbesondere bei Fragen zur Print‑Strategie einbezogen.
Welche finanziellen Erwartungen hat die Burda Gruppe nach dem Umbau?
Analysten prognostizieren für das Geschäftsjahr 2026 ein Umsatzwachstum von 4,5 % gegenüber 2024, getragen vor allem von den Digital‑Umsätzen. Die Investitionen in die neue Plattform sollen dabei maximal 150 Millionen Euro betragen.
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