Als UEFA am Donnerstag, dem 9. Oktober 2025, um 12:44 Uhr UTC ankündigte, dass ihr Exekutivkomitee über die Suspendierung des Israel Football Association (IFA) abstimmen will, schlug ein politischer Sturm los. Die Entscheidung dürfte sofort alle israelischen National- und Klubmannschaften aus internationalen Wettbewerben ausschließen – inklusive der WM‑Qualifikationsspiele gegen Norwegen am 23. Oktober und Italien am 26. Oktober. Hintergrund: Die anhaltenden militärischen Operationen Israels in Gaza, die nach Schätzungen von über 65 000 zivilen Todesopfern und mehr als 800 betroffenen Sportlern fragen, haben die Fußballwelt erschüttert.
Hintergrund: Warum der Vorstoß jetzt kommt
Der Vorstoß folgt einem offiziellen Schreiben von Amnesty International, das im September 2025 an FIFA und UEFA gerichtet war. Darin forderte die Menschenrechtsorganisation, die Agnès Callamard als Generalsekretärin leitete, die sofortige Aussetzung der IFA, bis sie Clubs aus illegalen Siedlungen im besetzten palästinensischen Gebiet (OPT) aus ihren Ligen entfernt. Callamard betonte, dass über 800 Athleten, Trainer und Funktionäre zu den Opfern der Gewalt zählen.
Die entscheidenden Akteure
Im Zentrum steht Aleksander Čeferin, Präsident der UEFA. Er leitet das 20‑köpfige Exekutivkomitee, das laut vertraulichen Quellen mehrheitlich für die Suspendierung stimmen wird. Auf der Gegenseite sitzt Gianni Infantino, Präsident von FIFA, dessen enge Beziehungen zum ehemaligen US‑Präsidenten Donald Trump für zusätzliche Komplexität sorgen.
Der Präsident der Israel Football Association, Avi Luzon, bereitet sich bereits auf die anstehenden Qualifikationsspiele vor – sofern die Suspendierung nicht greift. Gleichzeitig hat ein Sprecher des US‑Außenministeriums, Matthew Miller, erklärt, dass Washington jede Maßnahme verhindern will, die Israel vom kommenden WM‑Turnier ausschließen könnte.
Wie die Suspendierung wirken würde
Eine Verurteilung würde bedeuten, dass israelische Teams nicht mehr an der FIFA‑Weltmeisterschafts‑Qualifikation 2026 teilnehmen dürften. Das wäre ein historischer Präzedenzfall: Noch nie wurde ein Mitgliedsverband wegen eines laufenden Konflikts von der UEFA aus dem Wettbewerb genommen. Finanzielle Folgen wären ebenfalls gravierend – die IFA erhält jährlich Fördergelder von FIFA, die bei einer Suspendierung sofort wegfallen würden.
Rechtlich könnte die IFA die Entscheidung vor dem Gerichtshof für Schiedsgerichtsbarkeit des Sports (CAS) in Lausanne anfechten. Experten warnen jedoch, dass ein gerichtlicher Kampf Monate dauern und die Qualifikationsspiele bereits unspielbar machen könnte.
Reaktionen aus Politik und Sportwelt
Die israelische Regierung hat die geplante Suspendierung scharf kritisiert und bezeichnet sie als "politische Einmischung in den Sport". In Ramat Gan, wo die IFA ihren Sitz hat, versammelten sich tausende Fans vor dem Hauptquartier und protestierten mit Schildern, die "Fußball ist kein Kriegsfeld" forderten.
Im europäischen Fußball äußerten sich mehrere Klubs zurückhaltend. Der FC Bayern München betonte die Unabhängigkeit des Sports, während der FC Porto erklärte, dass er die Entscheidung der UEFA respektiere, da sie im Einklang mit den FIFA‑Statuten stehe. Die UN‑Menschenrechtskommission, vertreten durch Experten des OHCHR in Genf, unterstützte erneut die Forderung nach einer Suspendierung und zitierte die UN‑Generalversammlung, die im September 2024 eine 12‑Monats‑Frist für den Rückzug Israels aus dem OPT gesetzt hatte.

Was kommt als Nächstes?
Das UEFA‑Exekutivkomitee‑Meeting ist für die Woche vom 16. Oktober 2025 in Zürich geplant. Dort wird das Abstimmungsergebnis offiziell verkündet. Sollte die Abstimmung positiv ausfallen, muss die FIFA innerhalb von 48 Stunden über das weitere Vorgehen entscheiden, bevor die Qualifikationsspiele beginnen.
Unabhängig vom Ausgang bleibt klar: Der Konflikt zwischen geopolitischen Menschenrechtsfragen und dem internationalen Sport wird künftig intensiver diskutiert werden. Beobachter erwarten, dass weitere Verbände – etwa die Asian Football Confederation – sich ebenfalls fragen, wie sie mit israelischen Teams umgehen sollen.
Historischer Kontext
Seit 2012 warnt die FIFA immer wieder vor der Teilnahme von Clubs, die in israelischen Siedlungen im Westjordanland und Ostjerusalem beheimatet sind. Bisher wurden jedoch nur milde Verurteilungen ausgesprochen, nie jedoch harte Sanktionen. Der aktuelle Vorstoß spiegelt eine Verschärfung der internationalen Meinung wider, die nach dem Großangriff am 7. Oktober 2023 und der darauffolgenden 22‑Monats‑Militärkampagne in Gaza stetig zunahm.
Die rechtlichen Grundlagen reichen von Artikel 64.2 der FIFA‑Statuten, der das Spielen auf Territorium eines anderen Mitgliedsverbands ohne Genehmigung verbietet, bis hin zu den Genfer Konventionen von 1949 und dem Rom‑Statut des Internationalen Strafgerichtshofs von 1998, die beide Menschenrechtsverletzungen in bewaffneten Konflikten adressieren.
Häufig gestellte Fragen
Wie würde die Suspendierung die WM‑Qualifikation Israels beeinflussen?
Ein Ausschluss würde die anstehenden Qualifikationsspiele gegen Norwegen und Italien annullieren. Darüber hinaus würde die IFA sämtliche Einnahmen aus TV‑Rechten und Sponsoren verlieren, was die Vorbereitung auf zukünftige Turniere stark beeinträchtigen würde.
Welche rechtlichen Schritte könnte die IFA nach einer Suspendierung einleiten?
Die IFA könnte die Entscheidung beim Gerichtshof für Schiedsgerichtsbarkeit des Sports (CAS) anfechten. Ein Verfahren dort kann mehrere Monate dauern und würde die bereits geplanten Qualifikationsspiele vermutlich schon zu spät erreichen.
Wie reagiert die internationale Fußballgemeinschaft auf den Druck der USA?
Viele europäische Klubs betonen ihre Unabhängigkeit vom politischen Druck, während der US‑Außenminister das Vorhaben als Gefahr für die Sicherheit und Visa‑Abwicklung des World Cups 2026 bezeichnet. Der Druck führt zu einem Spannungsfeld zwischen sportlicher Autonomie und geopolitischen Interessen.
Welche Rolle spielen Menschenrechtsorganisationen bei sportlichen Sanktionen?
Organisationen wie Amnesty International bringen Daten, Opferzahlen und rechtliche Argumente ein, die Verbände wie die UEFA nutzen, um Entscheidungen zu legitimieren. Ihre Berichte haben in den letzten Jahren immer häufiger zu sportpolitischen Konsequenzen geführt.
Was bedeutet das für die Fans in Israel?
Ein Verbot würde die Teilnahme an internationalen Wettbewerben beenden und könnte zu einem Rückgang der Zuschauerzahlen in Heimspielen führen. Viele Fans sehen den Fußball als ein Stück Normalität in einer krisenhaften Zeit, sodass die mögliche Suspendierung emotional stark belastet.
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